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Eine Bücherzelle auch für Ludwigsburg?

In vielen Städten gibt es sie schon: frei zugängliche Regale oder Telefonzellen im Straßenraum, die von den Bürgern mit Büchern befüllt werden. Bald könnte auch Ludwigsburg solch ein Tauschregal haben, die Stadt sucht nach Möglichkeiten.

So viel Einigkeit ist selten: Einstimmig fiel am Dienstag der Beschluss im Sozialausschuss des Gemeinderats, nach geeigneten Standorten für ein öffentliches Bürgerregal zu suchen. „Ich habe immer gerne ein Buch reingestellt und rausgeholt“, berichtete Claudia Dziubas (Linke) von ihren Erfahrungen in anderen Orten. Ihr jetziger Antrag kam ins Werden, als sie vergangenes Jahr umzog und ihre alten Bücher nicht wegwerfen wollte. Ein öffentliches Regal, dessen Inhalt von den Bürgern selbst bestimmt werde, sei attraktiv, betonte sie, und war bemüht, etwaigen Haushaltsargumenten vorzubeugen: „Die Kosten dürften nicht zu hoch sein.“

Auch Claus-Dieter Meyer, der zugab, „ein bisschen zwischen Baum und Borke zu stecken“, hielt den Aufwand „für überschaubar“ und bat um Prüfung der Stadtverwaltung. Begeisterter die Grünen mit Armin Haller, der sagte, eine „Investition in Bildung ist nie ein Schaden“. Hier könnten sich neben Bürgern auch Gastronomen engagieren. Dem von Dziubas vorgeschlagenen Standort im Kulturzentrum erteilte er jedoch eine Absage: Das Regal oder die umfunktionierte Telefonzelle müsse genau dort stehen, „wo Menschen verkehren, die nicht in die Bibliothek oder ins Antiquariat Alt-Hoheneck gehen“. In Hoheneck hat Heiner Beuttler ein öffentliches Bücherangebot, das 24 Stunden am Tag geöffnet ist.

SPD-Rat Hubertus von Stackelberg sprach von einer „sehr guten Idee“, Ludwigsburg solle „mutiger sein und etwas wagen“. Er regte als dezentrale Standorte auch die Stadtteile an und befürwortete das Modell von Dziubas, die sich selbst als Patin vorgeschlagen hatte. Dies sei ein „wunderbares Projekt“ inklusive bürgerschaftlichen Engagements. Und er wurde gleich konkret: Die Stadt solle zehn alte Telefonzellen anschaffen, „den Rest machen die Bürger“.

Auch Johann Heer (FDP) hatte sich schon Gedanken gemacht über mögliche Standorte. So schlug er den überdachten Bereich vor dem Kulturzentrum oder direkt hinter dem Rathaus am Rathaushof vor. Auch den Arsenal- oder Schillerplatz oder die Wilhelmstraße kann er sich vorstellen. „Es gibt viele Möglichkeiten. Wir sind schließlich nicht die erste Stadt.“

Ähnlich sah es Reinhardt Weiss (FW): „Wenig Aufwand, für sozial Schwache sinnvoll.“ Allerdings bat er die Stadt in Person des Ersten Bürgermeisters Konrad Seigfried darum, das Projekt nicht zu hoch zu hängen. Es gehe nicht darum, als „Vorzeigestadt ein vergoldetes Bücherschränkchen hinzustellen“. Dem entsprach Seigfried in seiner finalen Replik: „Wir prüfen ein für Ludwigsburg angemessenes, kostengünstiges und möglichst bürgerschaftliches Objekt.“

Bereits vor Jahren hatte das Bewohnernetzwerk Hartenecker Höhe geplant, eine Bücherzelle an der Cäsar-von-Hofacker-Anlage aufzustellen. „Es war schwierig mit dem Standort“, sagt Roswitha Matschiner auf Anfrage unserer Zeitung. Die Anregung aus dem Sozialausschuss begrüßt sie ausdrücklich. Der jetzige Vorstoß könne die Grundlage sein für eine neue Planung im Wohngebiet. Auch bei der Zukunftskonferenz 2012 war bereits ein Lesebaum angeregt worden, der laut Auskunft der Stadt im Biergarten des Ratskellers stehen sollte.

Die Idee war aber nie weiterverfolgt worden. Remseck ist da weiter: Offene Buchangebote gibt es in Aldingen, Hochberg und Hochdorf.

#Ludwigsburg, Bücher,